Uno-Agentur warnt Auffanglager auf Ägäisinseln hoffnungslos überfüllt
| Artikel veröffentlicht: 06. Oktober 2017 15:41 Uhr
Bereits im vergangenen Winter versanken die provisorischen Lager im
Schlamm, viele Zelte stürzten unter der Last des Schnees ein.
Quelle:
AP
Athen. Noch herrschen in
der Ägäis spätsommerliche Temperaturen. Am Freitag zeigte das
Thermometer auf der Insel Lesbos bei wolkenlosem Himmel 25 Grad. Aber
für das Wochenende kündigen die Meteorologen bereits die ersten
Herbststürme an. Angesichts des bevorstehenden Winters macht jetzt die
Uno-Flüchtlingsagentur UNHCR auf die zunehmend schwierige Situation der
fast 14.000 Flüchtlinge und Migranten
aufmerksam, die auf den ostägäischen Inseln ausharren müssen. „Wir
appellieren an die Behörden, etwas gegen die Überfüllung in den Lagern
zu unternehmen, die Unterbringung zu verbessern und mehr Hilfsgüter
bereitzustellen“ erklärt Philippe Leclerc, der UNHCR-Repräsentant in
Griechenland.
In den meisten Lagern
herrschen chaotische Zustände. Auf den Inseln Lesbos und Samos warten in
den sogenannten Hotspots rund 7000 Menschen auf die Bearbeitung ihrer
Asylanträge, viele von ihnen seit über einem Jahr. Ausgelegt sind die
Lager nur für die Unterbringung von 2000 Personen.
Viele Familien mit kleinen Kindern
Auch
auf den Inseln Chios, Leros und Kos sei die Entwicklung zunehmend
kritisch, warnt die Uno-Flüchtlingsagentur. Der Druck wächst, weil die
Zahl der Neuankömmlinge steigt. Im September kamen rund 5000 Menschen
von der türkischen Küste zu den Ägäisinseln, darunter viele Familien mit
kleinen Kindern. Die Schutzsuchenden kommen überwiegend aus Syrien und
dem Irak.
Weil die Unterkünfte in den
Hotspots überfüllt sind, hausen viele Familien außerhalb der Lager in
Zelten, die nicht winterfest sind. Bereits im vergangenen Winter
versanken die provisorischen Lager im Schlamm, viele Zelte stürzten
unter der Last des Schnees ein.
3000 Flüchtlinge sollen auf das griechische Festland
Dieses
Chaos droht sich nun zu wiederholen, weil die griechischen Behörden mit
dem Bau winterfester Behausungen nicht nachkommen. Im Lager Vathy auf
Samos leben etwa 700 Menschen in Campingzelten. Im Hotspot Moria auf
Lesbos sind 1500 Flüchtlinge und Migranten in Zelten ohne Boden,
Isolation oder Heizmöglichkeiten untergebracht, darunter schwangere
Frauen, Familien mit kleinen Kindern und Behinderte.
UNHCR
will bis zum Jahresende weitere 3000 Flüchtlinge in Wohnungen auf dem
griechischen Festland unterbringen – bisher gibt es bereits 19.000
solcher Plätze. Die Asylsuchenden auf den Inseln dürfen aber erst aufs
Festland weiterreisen, wenn über ihre Anträge entschieden ist – und das
kann Monate oder sogar Jahre dauern. Die Uno-Flüchtlingsagentur fordert
deshalb von den griechischen Behörden dringend, auf den Inseln mehr
winterfeste Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen.